karges elend
im idealfall überleben wir nur, wenn es so etwas gibt, wie eine glückliche fügung. am ende zählt es jedoch nicht mehr, es schwingt sich von ast zu ast und jeder baum ist nur eine frage der zeit. ich stelle mir vor, wie das glas in meiner hand plötzlich bricht, die sich dadurch voneinander lösenden und in einzelne teile zerspringenden teile irgendwann im laufe dieser wenigen momente zu scherben werden, wie gegabelte flüsse eine sanfte trennlinie ziehen und an ihren bruchstellen heilende worte sprechen dürfen. als das glas, welches nun bereits in unzählige kleine und zählige grosze scherben zerbrochen ist und dabei das muster seiner sprenkelung von der zerfallenden struktur des glases auf meine handinnenseite überträgt, sanft in jenem moment schlummert, wo alles still stehend und in seinem dasein ruhend, erfährt es gleichsam die gewalt meiner continuierlich sich steigernden und unbändigen gewalt, woraus nicht nur zum einen ein gewaltsamer schrei in tiefster inbrunst, sondern auch eine recht erquickend-schnelle beweggung zwischen meines daumens und meinen restlichen finger entsteht; ich folge daraus den glasbruch. aber was ist nun diese glückliche fügung? — nichts als eine illusion, denn wir reden uns doch nur hinaus, wir schreien in das zerbrochene glashaus, im glauben unserer einsamkeit; menschen sterben nun mal, hatte ich in den wald gerufen. die antwort blieb aus, aber ich war stur und folgte, dachte mir die eigene aus und hüpfte tanzend umher wie zebrochene krüge. was ist nun dieser idealfall? auch nichts, denn was soll er sein, im gedanken an schrille töne werde ich nur noch furchtbar wütend; was soll denn das schon wieder sein, dachte ich, und rief die götter herbei, an die ich nicht glaubte. adé, rufen wir, wenn du gehst, aber leb doch wohl, wie bescheuert das doch klingt; wer führt denn doch ein wohles leben, stumpfsinniges geröchel, endloses murmeln und am ende ist es doch nur ein fader morgenmantel mit kaffeefleck. im schweigen liegt keine kraft, wir wissen das, wir schweigen alles tod und ich liege in beckenbodentrainingshaltung mit festgeklebten hoden am boden. ich gurke der notdurft entgegen, vater hat nun bettpfannen. wie schön, wenn ich die liebe kenne, aber ich rufe nicht gern bei der auskunft an. wie schön, dass die durchwahlnummer zufällig mein geburtsdatum ergibt, aber ich heb nicht gern an meinen geburtstag ab. wie schön, der schnee schmilzt und nach dem unglück ist es der wärmste tag seit november; was bringts! die schnellen lichter als tagelöhner verkleidet und alle rufen, hurra, endlich wieder februar! alles geht bergauf, nachdem es bergab ging, eh klar, so ists doch täglich und zu jeder vollen stunde drei humpen auf ex libris. nie mehr ist es wie früher, ja was solls, ich schlafe nicht mehr, sonst verpass ich es, wie schön die schweigeminuten klingen und weg von dir zu mir, wie tausend leben und ein weg zum grab. ich lüfte dein zimmer, es stinkt wie vierzig jahre gülle und ich bin nur der fährmann.